Terrorismus

Einzeltäter? Rechtsterroristische Akteure in der alten Bundesrepublik

Assoziiertes Dissertationsprojekt von Darius Muschiol
(gefördert von der Hans-Böckler-Stiftung)

Das Projekt zielt mittels eines akteursorientierten Ansatzes darauf, ausgehend von konkreten Gewalttaten in der alten Bundesrepublik, ein differenziertes Bild des Verhältnisses des rechtsextremen Milieus und seiner Akteure zu terroristischer Gewalt auszuarbeiten. Die Arbeit verortet sich im Bereich der politischen Sozialgeschichte sowie der zeithistorischen Rechtsextremismusforschung. Zentraler Ausgangspunkt ist die Frage, inwiefern es sich bei den Akteuren um »Einzeltäter« und/oder Gruppierungen von »halbverrückten Spinnern« handelte, als welche sie in Politik, Behörden und Öffentlichkeit häufig bezeichnet wurden.

Diese Zuschreibungen, so die These, versperrten dabei seinerzeit häufig den Blick auf rechtsextreme Sozialisationshintergründe, vernachlässigten strukturelle (Gruppen-)Netzwerke und missachteten gesellschaftliche Stimmungen.

Daran anknüpfend soll untersucht werden, wann verschiedene Akteure die Ausübung von Gewalt in Betracht zogen, in welchem Ausmaß, mit welchen Mitteln und zu welchem Ziel. Außerdem soll dargestellt werden, welche Legitimationsstrategien der Ausübung von Gewalt zugrunde lagen. Im Fokus der Betrachtung stehen einerseits die Radikalisierungsdynamiken der Täter und deren nationale wie internationale Netzwerke. Andererseits stehen die Untersuchung der Kommunikationsstrategien sowie die Feindbilder als weitere Analysekategorien im Zentrum des Interesses. Schließlich sollen mögliche Fehleinschätzungen von Politik, Behörden und Justiz in Bezug auf den Rechtsterrorismus, insbesondere in Hinsicht auf Zuschreibungen wie die der »Einzeltäterthese«, herausgearbeitet werden.

Als Quellen dienen sowohl Selbstzeugnisse des (gewalttätigen) rechtsextremen Milieus als auch Fremderzeugnisse (Verfassungsschutzberichte, Gerichtsakten, Zeitungsartikel, Stasi-Akten) um mittels einer historisch-genetischen Analyse darzulegen, dass (gewalttätiger/terroristischer) Rechtsextremismus kein neues Phänomen der Nachwendezeit ist, sondern, wie Gideon Botsch bemerkt, »ein begleitender Faktor, der sich durch die Geschichte der Bundesrepublik durchzieht«.