Bewegung

Vom »Rowdytum« zur bundesweiten Organisierung. Die neonazistische Rechte in beiden deutschen Staaten (1983–1991)

Assoziiertes Dissertationsprojekt von Eric Angermann
(gefördert von der Hans-Böckler-Stiftung)

Im Zentrum meines Promotionsprojekts steht die Genese des vereinigten Neonazismus der 1990er-Jahre. In mehreren regionalen Fallstudien untersuche ich hierfür ab 1983 mittels mikrohistorischer und raumsoziologischer Zugänge das Agieren neonazistischer – oder derart im Entstehen begriffener – Akteure in der DDR und in der BRD. Hierbei stehen vor allem das Handeln auf der Straße und generell im öffentlichen Raum als dem zentralen politischen Kampffeld der explizit neonazistischen Rechten im Fokus.

Es soll praxeologisch untersucht werden, wie sich in Ost und West und zugleich in divergierenden Regionen die Handlungsspielräume rechter Skinhead-Cliquen oder Ortsgruppen der bekanntesten neonazistischen Formierungen gestalteten und welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede in der politischen Praxis, bezüglich der sozialen Hintergründe ihrer Mitglieder, in der Deutung gesellschaftlicher Krisen, in der politischen (Organisierungs-)Kultur und hinsichtlich gelebter Geschlechtsidentitäten feststellbar sind. Zugleich sollen die deutsch-deutschen Wege der Vernetzung oder gar der punktuellen Zusammenarbeit herausgearbeitet werden. Auch die Begrenzungen der neonazistischen Praxis wird thematisiert, da in den Fallstudien der Einfluss staatlicher Reaktionen sowie der Gegenwehr einer anti-neonazistischen Zivilgesellschaft und von (potenziellen) Opfergruppen auf das Ausmaß ihres per se gewalttätigen Handelns Berücksichtigung findet.

Letzten Endes soll aufgezeigt werden, wie aus den zunächst getrennt und den schließlich im Verlauf der Wende-Jahre gemeinsam gemachten Bewegungserfahrungen die zentralen politischen Strategien des Neonazismus der Berliner Republik resultierten.