Jugend

Rechte Kaderschmieden. Die »Jungen Nationaldemokraten«, ca. 1967–1994

Assoziiertes Dissertationsprojekt von Laura Haßler
(gefördert von der Hans-Böckler-Stiftung)

Die Jungen Nationaldemokraten (JN) nehmen eine Schlüsselposition in der Geschichte der ›Nationalen Opposition‹ der Bundesrepublik Deutschland ein. Die 1967 aufgebaute, deutschlandweit agierende Parteijugend der NPD war bis in die 1990er-Jahre die größte Jugendorganisation der radikalen Rechten in der Bonner Republik. Sie prägte ihre Mutterpartei maßgeblich, hielt das nationalistische Lager in der Krisenzeit der 1970er- und 1980er-Jahre zusammen und war Motor der Verjüngung, Radikalisierung und Ausweitung der ›Nationalen Opposition‹ in den Jugendkulturen sowie in der Fußballfanszene. Die Jungen Nationaldemokraten fungierten als Eintrittstor und Durchlauferhitzer rechter Karrieren, aus dem die erste Nachkriegsgeneration Rechtsterroristen hervorging.

Wie die Jungen Nationaldemokraten diese Schlüsselstellung im rechten Milieu erlangten und ausübten, ist bisher zeithistorisch nicht erforscht. Das Projekt geht dieser Frage durch eine Analyse ihrer Strukturen, Bündnisse und Aktivitäten gesellschaftsgeschichtlich nach. Neben der formalen Organisation erfasst es dazu auch das »soziale Gebilde« der Jungen Nationaldemokraten praxeologisch. Mit Ansätzen der Kulturgeschichte des Politischen analysiere ich ihre Organisationskultur, Ideologieproduktion und soziale Struktur, ebenso, wie andere Gruppen sie wahrnahmen, ihnen Möglichkeitsräume eröffneten oder sie beschnitten. Die Jungen Nationaldemokraten sollen dabei nicht nur als Organisation der extremen Rechten betrachtet werden, sondern gleichzeitig als Teil einer selbstbewussten Jugend, die mehr Mitsprache bei der Ausgestaltung gesellschaftlicher und politischer Ordnungen einforderte.