Lebenswelt

Arbeit, Familie, Vaterland – Alltags- und Lebenswelten der radikalen Rechten (ca. 1960 bis 1990)

Dissertationsprojekt von Luisa Seydel
Teilprojekt des von der VolkswagenStiftung finanzierten Projekts

Die Dissertation analysiert die bislang historisch kaum erforschte Lebenswelt der radikalen Rechten in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Mit einen vornehmlich praxeologischen und akteursorientierten Zugang untersucht sie, inwieweit das rechtsradikale Lager einen geteilten Lebensstil entwickelte. Sie widmet sich vor allem der informellen Szene und verschiedenen Subkulturen jenseits formeller Zusammenschlüsse wie Parteien und Organisationen. Die Bundesrepublik steht im Vordergrund, verbunden mit Forschung zur DDR und Ostdeutschland.

Umrissen werden drei große Handlungsfelder der gemeinsamen Lebensführung: Arbeit, Familie und Vaterland. Geprüft wird, auf welche Weise sie kollektive Identitäten und gemeinsame Denk- und Orientierungsmuster schufen, die sich durch soziale und kulturelle Praktiken abbildeten. Eine wesentliche Grundannahme ist, dass sich rechte Denkmuster und Einstellungen nicht vornehmlich über politische Kampagnen oder ideologische Schulungen konstituieren. Vielmehr entfalten und verfestigen sie sich über gemeinsame Lebensweisen und kulturelle Muster in Abhängigkeit von gesellschaftlichen Bedingungen. Gefragt wird daher nach der inneren und äußeren Strukturiertheit, den spezifischen Vergesellschaftungsformen des rechten Lagers und danach, wie sich der im Forschungsprojekt angenommene generationelle Wandel in der Alltags- und Lebenswelt abbildet. Was waren Ideen und Figurationen der Lebensführung? Welche gemeinsam geteilten Muster, Mythen und Rituale lassen sich identifizieren und charakterisieren? Wie wandelten sich diese?

Das Dissertationsprojekt wird betreut von Prof. Dr. Frank Bösch (Erstbetreuer, ZZF) und apl. Prof. Dr. Gideon Botsch (Zweitbetreuer, MMZ).