Radikale Rechte in der Bundeswehr und NVA (1955/56–1998)
Dissertationsprojekt von Jakob Saß
Teilprojekt des von der VolkswagenStiftung finanzierten Projekts
Die aktuell debattierten rechtsextremen Vorfälle bei der Bundeswehr um den Fall »Franco A.«, das »Hannibal«-Netzwerk und das KSK sind nicht allein gegenwärtige Konjunkturen radikalnationalistischer Bewegungen. Sie verweisen vielmehr auf jahrzehntelange Aktivitäten der radikalen Rechten. Das Dissertationsprojekt untersucht daher erstmalig auf Basis von internen Akten zäsurübergreifend und akteursorientiert Praktiken der radikalen Rechten sowohl in der Bundeswehr als auch vergleichend in der NVA.
Während ostdeutsche Soldaten trotz der massiven Überwachung hundertfach vor allem mit NS-Verherrlichung, Propagandadelikten sowie antisowjetischen, antisemitischen und revanchistischen Äußerungen provozierten und ihre Distanz zum SED-Staat zeigten, gingen die Praktiken rechtsradikaler Akteure in der Bundeswehr weit darüber hinaus: Aktivitäten in rechtsradikalen Parteien wie der NPD, rassistisch motivierte Gewalttaten und rechtsterroristische Handlungen stellten das neue reformerische Leitbild vom mündigen, verfassungstreuen »Staatsbürger in Uniform« immer wieder auf eine harte Probe.
Im Vordergrund stehen hier vor allem der Mentalitätstransfer der NS-sozialisierten »Erlebnisgeneration« sowie Wechselwirkungen zwischen den beiden Streitkräften, darunter Propagandakampagnen und mögliche grenzübergreifende Nachahmungstaten von rechtsradikalen Soldaten in Ost und West. Die Vergleichsstudie betrachtet zudem, wie die Bundesrepublik und die DDR mit diesen verschiedenen Praktiken in ihren Streitkräften umgingen.
Das Dissertationsprojekt wird betreut von Prof. Dr. Frank Bösch (Erstbetreuer, ZZF Potsdam) und Prof. Dr. Fabian Virchow (Zweitbetreuer, FORENA Düsseldorf).